Exkursion Weidewirtschaft

Foto Exkursion

Rückblick - Exkursion nach Rabensburg 

Weidewirtschaft und exotische Früchte – alternative Betriebszweige neben dem Ackerbau?

Am Samstag, dem 14. Oktober 2023, begaben sich die KLAR! Regionen Weinviertler Dreiländereck, Land um Laa und Mistelbach-Wolkersdorf mit rund 45 Teilnehmern auf eine Exkursion in die Rabensburger Thaya Auen. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf innovativen und alternativen Betriebskonzepten, wobei die Anpassung an den Klimawandel im Fokus stand

Bei den Rabensburger Bauernwiesen wurde ein Beweidungsprojekt mit Rindern des 11er Hofes aus Hausbrunn besichtigt, wodurch nicht nur Artenvielfalt gefördert, sondern auch Kreislaufwirtschaft vorangetrieben wird. Markus Ulrich und Matthias Klaunzer (11er Hof) berichten über ihr Betriebskonzept und die Teilnahme am Weideprojekt. Auf den Wiesen werden Ochsen und Kalbinnen alter und gefährdeter Rinderrassen gehalten, unter anderem auch das Montafoner Braunvieh. 

Die Wiesen, die auch teilweise Überschwemmungsgebiet der Thaya sind, stehen unter Naturschutz und sind daher mit speziellen Auflagen zur Beweidung versehen. Das Beweidungsprojekt wird durch das österreichische Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL) wissenschaftlich begleitet. So wird Monitoring unter anderem für Heuschrecken und Vögel betrieben, um festzustellen wie sich die Bestände mit der Beweidung entwickeln. 

Ein Thema ist auch die medial viel diskutierte Frage: Kuh vs. Klima? Das ist in dem Fall recht einfach zu betrachten: Nicht die Kuh per se ist das Problem, sondern womit sie gefüttert wird. Hier auf den Wiesen bietet die Beweidung eine ideale Kombination: Grünland bindet viel Kohlenstoff und das Grünfutter wird durch die Rinder zu hochwertigen Lebensmitteln, wie Milch und Fleisch, verwandelt. Auch für die regionale Versorgungssicherheit ist es wichtig verschiedene Produkte in der Region anzubieten. Doch warum gibt es nur mehr so wenig Rinderhaltung im Weinviertel? Laut Markus Ulrich und Matthias Klaunzer ist der Arbeitsaufwand nicht zu unterschätzen, denn 365 Tage im Jahr gilt es in den Stall zu gehen. Auch ein Grund, warum neben der Spezialisierung und Arbeitsteilung in den letzten Jahrzehnten Tierhaltung im Weinviertel stark zurückgegangen ist. Doch aufgrund nachhaltiger Kreislaufwirtschaft hat die Tierhaltung einen besonderen Stellenwert. 

Die Beweidung der Wiesen hat einen weiteren Vorteil, denn durch die rein extensive Bewirtschaftung der Wiesen, können sich gewisse Pflanzen, wie die Herbstzeitlose, einfacher vermehren – das ist besonders für die Heuproduktion ein Problem, denn Herbstzeitlose ist sehr giftig. Durch die Beweidung und den Tritt der Rinder bekommt man aber auch diese Pflanzen leichter wieder in den Griff. 

Die Tour führte die Teilnehmer im Anschluss auf den Hof der ERLA-Exoten, wo exotisch anmutende Kulturen wie Mandeln und Pawpaw angebaut werden. Thomas Labuda, Landwirt bei ERLA-Exoten, erklärte den Besuchern die Entstehungsidee des Anbaus der Pawpaw und betonte: "Das nordöstliche Weinviertel ist eine besonders niederschlagsarme Region, daher haben wir begonnen auch untypische Obstarten anzubauen.“ 

Doch auch Pawpaw-Bäume mit einer Frucht, die optisch einer Mango ähnelt, benötigen Wasser. Daher werden die Bäume durch Tröpfchenbewässerung wassersparend bewässert. Die Frage der Pflege solcher Bäume, über den Schnitt und die Befruchtung, kommt auf. Denn Pawpaws kommen ursprünglich aus Nordamerika und werden dort durch bestimmte Käfer und Fliegen befruchtet, die im Weinviertel nicht heimisch sind. Die Aufgabe der Befruchtung übernehmen heimische Fliegen und Käfer.

„Die Pawpaw ist auch eine Diva - da die Früchte nicht wie andere Obstarten bereits unreif geerntet werden dürfen, sondern bei Reife vom Baum in Netze fallen. Rund zwei Tage später sind sie genussreif.“ so Thomas Labuda. Danach sind sie rund eine Woche im Kühlschrank haltbar. Zum Zeitpunkt der Exkursion haben die Pawpaws gerade Saison, daher konnten die Teilnehmenden auch die reifen Früchte bestaunen und im Anschluss verkosten.

Auch Wetterextreme sind beim Anbau exotischer Früchte eine Herausforderung, Unwetterereignisse wie Hagel, Starkregen oder Sturmböen werden häufiger. Auch die früher einsetzende Vegetationsperiode stellt nicht nur den Marillen Anbau vor große Herausforderungen. Dadurch sind auch Spätfröste ein größeres Problem, da die Bäume und die Vegetation zum Zeitpunkt des Frosts schon weiterentwickelt sind. Dabei hilft bei der Pawpaw: Je älter die Bäume sind, desto frostverträglicher sind sie. 

Abschließend wurden alle Teilnehmer zu einer Verkostung der exotischen Früchte eingeladen, um die Geschmacksvielfalt und die Vielseitigkeit dieser besonderen Produkte zu erleben. 

Diese Exkursion verdeutlicht die Bemühungen der KLAR! Regionen, innovative und alternative Wege in der Landwirtschaft zu erkunden und gleichzeitig auf die Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren. Dabei wurde deutlich, wie landwirtschaftliche Betriebe dazu beitragen können, die Region widerstandsfähiger gegenüber den Klimaveränderungen zu machen und neue Möglichkeiten für die Landwirtschaft zu schaffen. 


Hier gehts zu Fotos der Exkursion!


Vielen Dank an den 11er Hof und ERLA-Exoten für die interessante Exkursion! 


 Über die Veranstaltungsreihe: 

Die Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Weinviertler Landwirtschaft im Klimawandel“ der KLAR! Regionen Land um Laa, Mistelbach-Wolkersdorf und dem Weinviertler Dreiländereck. Das KLAR! –(=Klimawandelanpassungsmodellregion) Programm wurde vom Klima- und Energiefonds in Kooperation mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) initiiert.